Elga aus Liedberg
Das Waisenmädchen Elga
Vor ungefähr 400 Jahren gab es in der Nähe des Schlosses Moyland das Dorf Liedberg. Hier lebte ein Mädchen namens Elga. Ihre Mutter arbeitete als Hebamme, Heilkundige und Kräuterfrau. „Sie hat übernatürliche Kräfte“, sagten die Menschen.
Als Elgas Eltern starben, kümmerte sich die Dorfgemeinschaft um das Mädchen. Es erhielt eine Unterkunft und Arbeit, so dass es nicht hungern und frieren musste.
Eines Tages stritt Elga mit der Familie, in der sie lebte. Sie musste das Dorf verlassen. Von nun an lebte sie in der alten, verlassenen Kate ihrer Eltern.
Angst vor den Fremden
Einige Jahre später kamen Fremde an den Niederrhein. Sie überfielen Städte und Dörfer. Als die Menschen aus Liedberg das hörten, packte sie die Angst. „Die kommen bestimmt auch zu uns“, jammerten sie.
Da hatte die Bauersfrau, bei der Elga früher gewohnt hatte, eine Idee. „Elga kann uns helfen“, erklärte sie. „Ihre Mutter hatte übernatürliche Kräfte. Die hat sie bestimmt an das Mädchen weitergegeben.“
So gingen die Dorfbewohner zu Elga und baten sie um Hilfe.
Hilfsbereite Elga
Elga ließ sich nicht lange bitten. „Ich rette das Dorf“, versprach sie. „Ich brauche nur ein schnelles Pferd.“
Das Mädchen öffnete ihre langen Haare und zog ein weites, weißes Kleid an. Sie schwang sich auf das Pferd. Schnell galoppierte sie aus dem Dorf hinaus. Furchtlos ritt sie den Feinden entgegen.
Es dauert nicht lange, da entdeckten die feindlichen Soldaten Elga. Sie verfolgten das Mädchen mit wildem Geschrei.
Elga kannte einen kleinen Pfad, der durch den Sumpf führte. Sie riss ihr Pferd herum und verschwand plötzlich im Gebüsch.
Elga rettet das Dorf
„Wo ist sie hin?“, riefen die Feinde. „Wir müssen sie finden.“ Wütend ritten sie Elga hinterher. Doch sie kannten den kleinen Pfad nicht, der durch den Sumpf führte. So gerieten sie immer weiter in das Moor hinein, ohne Elga zu finden.
Die Soldaten fluchten jämmerlich. Gemeinsam mit ihren Pferden versanken sie im Sumpf. Nur einer von ihnen konnte sich retten.
„Lauf weiter!“, spornte Elga ihr Pferd an. Sicher galoppierte sie den kleinen Pfad entlang. Schlammbespritzt aber glücklich fand sie aus dem Sumpfgebiet heraus.
Ein undankbares Dorf
Stolz ritt Elga in das gerettete Dorf, um allen davon zu berichten. „Die Feinde sind weg!“, rief sie glücklich. „Ich habe sie in den Sumpf geführt.“
Doch die Einwohnerinnen und Einwohner des Dorfes verstanden nicht, mit welcher List Elga die Feinde vertrieben hatte. „Wie hat sie das nur geschafft?“, fragten sie sich undankbar. „Das kann kein normaler Mensch schaffen“, erzählten sich die Menschen. Nach kurzer Zeit war die Dorfgemeinschaft überzeugt: „Elga ist eine Hexe!“
So lebte Elga weiterhin einsam und allein in der kleinen Kate ihrer Eltern.