Der Schwanenritter
Woher hat die Schwanenburg ihren Namen?
Sicherlich kennst du die Schwanenburg, das Wahrzeichen der Stadt Kleve. Doch weißt du auch, woher die stolze Burg ihren Namen hat?
Er geht zurück auf eine Geschichte, die sich vor über tausend Jahren in Kleve zugetragen haben soll. Sie handelt von Beatrix. Beatrix war das einzige Kind des Klever Grafen. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie sein Land und seine Besitztümer geerbt.
Doch andere Herrscher wollten ihr alles wegnehmen. Sie war in großer Not.
Die traurige Tochter
Beatrix war verzweifelt. Sie hatte Angst. „Wie soll es nur weitergehen?“, fragte sie sich jeden Tag sorgenvoll. „Ich bin so allein. Ich habe niemanden, der mich unterstützt und mir hilft.“
Traurig saß sie auf ihrer Burg. Manchmal ging sie ein wenig auf dem Burgberg oder am Kermisdahl spazieren. Doch auch das konnte ihre Stimmung nicht heben, obwohl die Sonne schien, die Vögel fröhlich zwitscherten und die Aussicht herrlich war. Beatrix war einfach zu einsam und traurig, um sich daran zu erfreuen.
Der Schwanenritter
Eines Tages, als Beatrix mal wieder traurig am Kermisdahl spazieren ging, bemerkte sie plötzlich etwas Sonderbares. „Was ist das?“, wunderte sie sich.
Als sie genauer hinschaute, erkannte sie einen Schwan. Das edle, weiße Tier hatte eine goldene Kette um den Hals. Daran war ein kleines Schiffchen befestigt. In dem Schiffchen stand ein prächtiger Ritter. Beatrix wurde ganz aufgeregt. Sie blieb am Ufer des Kermisdahls stehen. „So etwas habe ich ja noch nie gesehen“, flüsterte sie.
Hilfe für Beatrix
Der Schwan zog das Schiffchen an der staunenden Beatrix vorbei. Sie schaute ihm nach, als sich der Ritter plötzlich zu ihr umdrehte. „Darf ich an Land kommen?“, fragte er lächelnd. Beatrix nickte und winkte ihn heran.
Der Schwan schwamm zum Ufer und setzte den Ritter ab. Er ging mit großen Schritten auf Beatrix zu. „Ich bin gekommen, um dir zu helfen“, erklärte der Ritter. „Ich möchte dein Land verteidigen und deine Feinde besiegen.“ Beatrix freute sich sehr. „Bitte hilf mir!“, bat sie ihn.
Das Versprechen
Nach kurzer Zeit verliebten sich Beatrix und der Schwanenritter ineinander. Sie beschlossen zu heiraten.
„Eines aber musst du mir versprechen“, sagte der Ritter seiner Verlobten ernst. „Du darfst mich nicht nach meinem Namen fragen und nicht danach, wo ich herkomme.“ Er wirkte plötzlich sehr ernst. „Wenn du mich danach fragst, muss ich dich verlassen und wir können uns nie wiedersehen.“
Beatrix versprach ihm, diese Fragen nie zu stellen. Die beiden heirateten. Sie feierten ein rauschendes Fest mit vielen Gästen.
Neugierige Söhne
Viele Jahre lebten Beatrix und ihr Schwanenritter glücklich auf der Burg. Sie bekamen drei Söhne. Derick, Godard und Konrad wuchsen zu tapferen, jungen Männern heran.
Nur eines bedrücke Beatrix Söhne sehr. Sie kannten weder den Namen noch die Herkunft ihres Vaters. „Wir wollen wissen, wie er heißt“, sagte Derick. „Ja. Und auch, wo er herkommt“, ergänzte Godard. „Kannst du ihn nicht einfach danach fragen?“, bat Konrad seine Mutter. „Nein!“, antwortete Beatrix. „Ich habe ihm versprochen, diese Fragen nicht zu stellen“.
Die Frage
Doch der Wunsch, den Namen und die Herkunft des Ritters zu kennen, wurde immer größer. „Sollest du mir und unseren Kindern nicht sagen, wie du heißt und wo du herkommst?“, fragte sie den Ritter eines Nachts.
Der Ritter erschrak. Traurig schaute er seine Frau an. „Ich heiße Elyas und komme aus dem irdischen Paradies“, antwortete er betrübt.
Noch in der selben Stunde verabschiedete er sich von seiner Frau und seinen Söhnen. Er rief den Schwan herbei, stieg in das Schiffchen und fuhr fort.
Beatrix brach das Herz vor Kummer. Sie starb noch im selben Jahr.