Die Feuermännlein im Schwarzbruch bei Kevelaer
Zwischen Kevelaer und Twisteden spukt es
Die Menschen aus Kevelaer und Twisteden waren ängstlich. „Im Schwarzbruch wohnen kleine feurige Männlein“, erzählten sie sich. „Sie ärgern die Wanderer, die dort unterwegs sind.“
Die Menschen warnten sich gegenseitig, wenn einer von ihnen in das Wäldchen ging. „Pass auf, wenn du kleine Männchen siehst!“, sagte der eine. „Am besten läufst du schon weg, wenn du von Weitem einen Feuerschein siehst,“ rief der andere besorgt. Vor allem die Mägde hatten Angst vor den unfreundlichen kleinen Wesen.
So kann es nicht weitergehen!
„Es reicht!“, rief der alte Bauer Helmanns eines Tages. „Wir können doch vor so kleinen Männlein nicht solche Angst haben.“ Gemeinsam mit zwei Knechten machte er sich an einem schönen Sommerabend auf den Weg. An einem Eichenbusch blieben sie stehen. „Hier legen wir uns auf die Lauer“, sagte einer der Knechte. Die drei Männer ließen sich nieder. „Die sollen ruhig kommen, die kleinen Feuermännlein“, meinte der andere Knecht. Bauer Helmanns war überzeugt: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“
Warten macht müde
Die drei warteten Stunde um Stunde. Doch von den kleinen Wesen war weit und breit nichts zu sehen.
Mit der Dunkelheit kamen Kälte und Müdigkeit. „Hätten wir doch nur eine Decke mitgenommen“, klagte einer der Knechte. „Ja“, jammerte der andere, „ich habe nur meine dünne Jacke an.“
„Kommt, lasst uns einen Schluck trinken, um uns aufzuwärmen“, schlug Bauer Helmanns vor. Er hatte vorsorglich eine Flasche Branntwein mitgenommen. Alle drei nahmen einen großen Schluck.
Schweigende Feuermännlein
Plötzlich erschraken die Männer fürchterlich. Um sie herum standen in einem Halbkreis lauter kleine Männchen. Jedes von ihnen hatte eine winzige Laterne in der Hand. Die kleinen Wesen schwenkten das Licht hin und her. Es flackerte wild.
„Ihr geht uns ja noch nicht einmal bis zum Knie“, rief Bauer Helmanns spöttisch. „Kommt doch her, wenn ihr euch traut!“
Doch die kleinen Wesen rührten sich nicht. Mit spöttischem Blick schauten sie die drei Männer schweigend an.
Verschwindet!
Die Knechte und der Bauer wurden unruhig. Damit hatten sie nicht gerechnet. „Verschwindet!“, riefen sie den kleinen Wesen zu. „Sonst bekommt ihr es mit uns zu tun!“ Sie schwangen drohen die Knüppel, die sie zu ihrer Verteidigung mitgenommen hatten.
Die kleinen Männlein machten ängstliche Gesichter. Ohne sich umzudrehen, gingen sie Schritt für Schritt rückwärts. Die drei Männer folgten ihnen langsam. „Verschwindet!“, riefen sie noch einmal laut. Nun waren sie siegessicher.
Verhängnisvolle Baumwurzel
Plötzlich stolperte einer der Knechte über eine Baumwurzel. Er ruderte mit den Armen und versuchte noch, sich am Bauern festzuhalten. Vergebens - er fiel der Länge nach hin. „He! He!“, riefen die kleinen Feuermännlein. „He! He!“ Sie lachten. Wild schwenkten ihre leuchtenden Laternen hin und her. Die Lichter flackerten auf und ab.
Die drei Männer wussten nicht, wie ihnen geschah. Sie bekamen es mit der Angst zu tun. Verunsichert liefen sie durcheinander. Bald wussten sie nicht mehr, in welche Richtung ihr Dorf lag.
Eine Nacht im Wald
Plötzlich bemerkten die drei, dass es stockdunkel war. Die kleinen Feuermännlein waren so plötzlich verschwunden, wie sie gekommen waren.
„Wo geht es nach Hause?“, flüsterte einer der Knechte entsetzt. „Ich weiß es nicht“, jammerte der Bauer.
Die Männer fürchteten sich sehr. Ängstlich rückten sie zusammen. Sie warteten, bis es wieder hell wurde.
Am nächsten Morgen gingen die drei zurück nach Hause. Keiner von ihnen wollte von dem Erlebnis berichten. So mutig sie auch gewesen waren, die kleinen Feuermännlein hatten ihnen einen üblen Streich gespielt.